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Heimatstädte - Potsdam

Platz der Einheit



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Zwischen dem Alten Markt und dem Bassinplatz liegt der Platz der Einheit, der älteste der barocken Plätze im Potsdamer Stadtzentrum. Wie vieles auf dieser Seite der Havel, war auch dieses Gebiet einst ein Sumpf, genaugenommen ein See, umgeben von Sumpf. Als Potsdam im 16. Jahrhundert immer größer wurde, wurden Teile des Sees zugeschüttet - nur ein Tümpel in der Mitte, genannt der Faule See, blieb übrig.
1724, während der Ersten Stadterweitetung wurden unter dem Soldatenkönig auch die Reste des Faulen Sees zugeschüttet. Da der Baugrund aber trotz allem nicht stabil genug für Häuser war, wurde auf dem Platz eine Plantage angelegt.

Seit 1765 kreuzen zwei diagonale Pfade den Platz. Und egal, wieviel sich in den Folgejahren auch veränderte, die Pfade waren immer da.

Um 1790 wurde dem Platz zu Ehren des Soldatenkönigs der Name Wilhelmsplatz verliehen.

Die Fauler See Plantage 1776

Der sumpfige Boden gibt noch immer nach und muß regelmäßig wieder aufgefüllt werden. Zwei große Auffüllungen fanden 1731 und 1979 statt. Beiden folgten kurze Zeit später massive Umgestaltungen des Platzes.
Im Jahre 1731 gab Hofgärtner Peter Joseph Lenné dem Platz ein neues Aussehen. Lenné überarbeite sein Werk erneut im Jahre 1862.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auf den nun "Platz der Einheit" genannten Platz zunächst Lebensmittel angebaut. Später wurde der Platz Bestandteil der sozialistischen Bezirkshauptstadt.

Als Potsdam 1999 den Zuschlag für die Bundesgartenschau im Jahre 2002 erhielt, unterzog die Firma
Wes & Partner den Platz einer Generalüberholung und erhielt dafür im Jahr 2001 den Preis der Stiftung "Lebendige Stadt."

Platz der Einheit heute

Bis 1945 war der Platz von barocken Häusern umgeben. Nur die Hauptpost (oben links) und zwei Wohnhäuser überstanden die Bombennacht vom April 1945 unbeschadet. Einige Gebäude, wie das Haus des Handwerks (oben mitte), wurden später originalgetreu restauriert, andere wurden einfach durch Plattenbauten ersetzt.

Der schmucklose Neubaublock neben der Hauptpost (oben rechts) steht an der Stelle der ehemaligen potsdamer Synagoge, die 1767 hier errichtet und in der Kristallnacht 1938 geplündert und geschändet wurde. Eine Granit-Tafel erinnert an diesen dunklen Punkt der Stadtgeschichte.

Ein aus unserer Sicht besonders garstiges Beispiel der Betonplattenbauweise ist die Landesbibliothek. Das Ensemble barocker Wohnhäuser, das sich ursprünglich zwischen dem Alten Markt und dem Wilhelmplatz befand, fiel gemeinsam mit dem Stadtschloß den Bomben und der Abrißbirne zum Opfer.

In den 70er Jahren entstand dann hier nach den Plänen von S. Weber, H. Ebert, P. Mylo, und F. Neuendorf eine große Bibliothek. An diese schloß sich das (damals) ebenso modern aussehende Institut für Lehrerbildung an, das komplett mit Aula, Mensa, Sporthalle und drei Innenhöfen (unten links) von S. Weber, W. Merz, D. Lietz und H. Gödicke entworfen wurde.

Die Bibliothek soll im Jahre 2011 eine neue Fassade erhalten, der Rest soll im Zuge des Ausbaus am Alten Markt abgerissen werden.
In aller Fairness muß erwähnt werden, daß nicht die Kommunisten das barocke Stadtzentrum zerstört haben, sondern ein von Nazi-Deutschland entfachter Weltkrieg. Aber trotzdem ist es an der Zeit, dem ganzen ein angenehmeres Äußeres zu verleihen.

Vor dem Gebäude steht eine der letzten realsozialistischen Skulpturen der Stadt: Sie zeigt, wie Karl Marx' berühmte Elfte Feuerbachthese den Erdball umschlingt.

Traurige Erinnerung an eine Zeit, in der wir mehr aneinander geglaubt und weniger miteinander gestritten haben.
DIE PHILOSOPHEN HABEN DIE WELT NUR VERSCHIEDEN INTERPRETIERT, ES KÖMMT ABER DARAUF AN, SIE ZU VERÄNDERN.

Originalhandschrift der 11. These


Zum Schluß wollen wir noch zwei Denkmale direkt auf dem Platz der Nationen vorstellen. Das erste ist ein DDR-typisches Mahnmal für die Opfer des Faschismus (oben).
Das andere ist Deutschlands erstes Denkmal zu Ehren von Überläufern und Deserteuren. Es wurde 1989 vom türkischen Bildhauer Mehmet Aksoy für die (West-) Deutsche Hauptstadt Bonn geschaffen, wurde aber niemals dort aufgestellt.

Schon kurz nach dem Mauerfall wurde beschlossen, es in Potsdam, der "Wiege des Deutschen Militarismus" aufzustellen.

Am Sockel des Denkmals ist eine Tafel mit einem Tucholsky-Gedicht eingelassen.

Hier lebte ein Mann, der sich weigerte auf seine Mitmenschen zu schiessen.

Das Denkmal erinnert nicht an einen bestimmten Krieg sondern ist all denen gewidmet, die sich in welchem ungerechten Krieg auch immer geweigert haben, zu schießen. Es wird allerding oft direkt mit dem Zweiten Weltkrieg in Zusammenhang gebracht. Damals desertierten etwa 400.000 Soldaten (2% der 18,2 Millionen Deutschen unter Waffen). 30.000 von ihnen wurden ergriffen, von diesen wurden 23.000 erschossen. Es dauerte 54 Jahre (bis 1999) bis die Deutsche Regierung endlich den Mut und den Patriotismus derer würdigte, die sich weigerten, an einem Eroberungskrieg teilzunehmen.


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