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Seereisen 1991 - 1995 Transatlantisches Finale

Die letzten fünf Jahre in der Handelsflotte verbrachte ich auf fünf sehr verschiedenen Schiffen: zwei alten Stückgutschiffen, einem sehr alten Massengutschiff, einem sehr moderen Containerschiff und einem Ro-Ro-Schiff. Jede Reise führte in ein neues Fahrtgebiet; von Kurzreisen in der Ostee zu einer halben Weltreise über fünf Kontinente. In den ersten 16 Jahren überquerte ich den Atlantischen Ozean nur ein einziges mal. In den letzten fünf Jahren kamen 26 Überquerungen dazu. Wir besuchten 29 verschieden Häfen an der Antlantik-Küste - von Dänemark bis Südafrika und von Kanada bis Argentinien. Tut mir leid, ich habs noch nicht geschafft, alle meine 2.000 Fotos einzuscannen. Daher habe ich mir fürs erste ein paar virtuelle Ansichtskarten aus dem Internet ausgeborgt. Viele davon sehen meinen eigenen Fotos sehr ähnlich.

XXXReise 26 XXX MS "Görlitz" XXlXJuli 1991 - März 1992 Mit 291 Tagen wurde dieser Einsatz auf einem in der Sowjetunion gebauten Massengutschiff meine allerlängste Seereise - und die einzige, die über fünf Kontinente führte: Europa, Südamerika, Nordamerika, Asien und Afrika. XXXXXXXMS "Görlitz"

Die Reise begann in der Werft in Gdánsk; von dort ging es nach Ventspils ins gerade unabhängig gewordene Lettland zum Laden von Kalidünger und nach Korsør, Dänemark zum Treibstoff bunkern. Von dort aus überquerten wir den Atlantik in fast seiner gesamten Nord-Süd-Ausdehnung, zu drei Häfen im Süden Brasiliens. In einem der Häfen, Paranagua, unternahmen wir einen Ausflug - eine atemberaubende Eisenbahnfahrt vom Meeresspiegel nach Curitiba auf 1000 Meter Höhe. Von Brasilien ging es mit Futtermitteln zurück nach Amsterdam und dann in Ost-West-Richtung über den Atlantik zum Getreide laden nach Kanada. Dann folgte die längste Etappe der Reise, vom kanadischen St. Lawrence Golf über den Atlantik, durch die Straße von Gibraltar und durch das gesamte Mittelmeer, durch den Suezkanal, das Rote Meer, den Golf von Aden und das Arabische Meer nach Port Muhammad bin Qasim und Karatschi in Pakistan. Danach ging es über die komplette Nord-Süd-Ausdehnung des Indischen Ozeans und um das Kap der Guten Hoffnung. Nach einem kurzen Aufenthalt in Kapstadt, Südafrika ging es wieder von Osten nach Westen über den Atlantik, dieses mal auf seiner südlichen Hälfte. Das einzige Land, das wir auf der Reise von Südafrika nach Südamerika zu sehen bekamen, war die weit abgelegen Insel Tristan da Cunha. Die Nächste Etappe brachte die längste Flußfahrt meiner Seefahrtsjahre, 550 Kilometer flußaufwärts auf Südamerikas zweitgrößtem Fluß dem Paraná, nach San Lorenzo, nördlich von Argentiniens drittgrößter Stadt, Rosario. Von dort ging es zurück nach Rio Grande in Brasilien und dann, nachdem wir - voll beladen mit Futtermitteln - den Atlantik ein letztes mal in Süd-Nord-Richtung überquerten waren wir nach fast zehn Monaten wieder in Hamburg.

Gdańsk Polen

Ventspils Lettland

Korsør Dänemark

Santos São Paulo, Brasilien

Paranaguá Paraná, Brasilien

Eisenbahn nach Curitiba Paraná, Brasilien

Rio Grande Rio Grande do Sul, Brasilien

Nordseekanal Niederlande

Amsterdam Niederlande

Port Cartier Kanada

Straße von Gibraltar

Suezkanal Ägypten

Port Qasim Pakistan

Karatschi Pakistan

Kapstadt Südafrika

Tristan da Cunha Britische Überseeterritorien

Rio Paraná, San Lorenzo Argentinien

Rosario Argentinien

Rio Grande Rio Grande do Sul, Brasilien

Hamburg Deutschland

XXReise 27 lMS "Ronneburg" XAug 1992 - Feb 1993 Im Jahre 1992 war die 24 Jahre alte "Ronneburg" das älteste Schiff unter deutscher Flagge. Die "Ronneburg" war der letzte der legendären XD-Frachter, die jahrzehntelang das Aushänge-schild unserer Reederei waren. x XXXXMS "Ronneburg"

Die gute, alte Ronneburg bescherte mir zwei Reisen nach Mittelamerika, einschließlich meiner ersten Panamakanal-Passage. Die europäischen Lade- und die amerikanischen Löschhäfen lagen so dicht beieinander das wir hier zwei Landkarten brauchen. Ladehäfen auf der ersten Reise waren Hamburg, Rotterdam und Antwerpen, Löschhäfen waren Santo Domingo (Dominikanische Republik), Caldera (Kostarika), Acajutla (El Salvador), San Lorenzo (Honduras) und Corinto (Nikaragua). Auf der Heimreise luden wir Kaffee in den kolumbianischen Häfen Buenaventura and Cartagena. Auf dieser Reise hatten wir in El Salvador die Gelegenheit, den Izalco Vulkan und die Maya-Ruinen von Tazumal zu besuchen. In Kolumbien unternahmen wir einen Ausflug nach Cali in den Kolumbianischen Anden. Die Heimreise brachte mir außerdem auch einen letzten Aufenhalt in Las Palmas. Auf der zweiten Reise luden wir in in Bremen, Hamburg und Antwerpen. In Mittelamerika liefen wir Santo Domingo, San Juan del Sur (Nikaragua), Puerto Quezal (Guatemala), Acajutla, Corinto und Caldera an. Die Heimreise führte nach Buenaventura und nach San Juan auf Puerto Rico. Im März 1993 machten wir in der Lloyds-Werft in Bremerhaven fest, wo Deutschlands ältestes Schiff außer Dienst gestellt wurde.

Hamburg Deutschland

Rotterdam Niederlande

Antwerpen Belgien

Santo Domingo Dominikanische Republik

Panamakanal Panama

Caldera Kostarica

Acajutla El Salvador

Izalco El Salvador

Tazumal El Salvador

San Lorenzo Honduras

Corinto Nikaragua

Buenaventura Kolombien

Cali Kolombien

Cartagena Kolombien

Las Palmas Kanarische Inseln

Bremen Deutschland

San Juan del Sur Nikaragua

Puerto Quetzal Guatemala

San Juan Puerto Rico

Bremerhaven Deutschland

XXReise 28 X MS "Pritzwalk" XXJuli - September 1993 Auf diesem Semi-Containerschiff absolvierte ich 1993 zwei Reisen in sehr unterschiedlichen Fahrt-gebieten. Zunächst eine Reise nach Französisch Guayana und Brasilien und dann meine letzte Reise nach Afrika. XX XXXXXXMS "Pritzwalk"

Auf beiden Reisen liefen wir vier europäische Ladehäfen an; die "üblichen" drei, Hamburg, Rotterdam und Antwerpen, und außerdem das französische Le Havre. Die erste Reise führte zunächst in den Haupthafen von Französisch Guayana, Dégrad des Cannes, nahe der Hauptstadt Cayenne. Hier hatten wir die einmalige Gelegenheit, bei Nacht (aus sicherer Entfernung auf See) den Start einer Ariana-Rakete mitzuerleben. Dann ging die Reise weiter zu drei brasilianischen Häfen, Belem an der Mündung des Amazonas, Itaqui (der Hafen von São Luís) und Fortaleza. Die zweite Reise brachte mich nach 16 Jahren zurück in meinen ersten afrikanischen Hafen, Dakar in Senegal. Außerdem konnte ich meiner Liste zwei neue afrikanische Länder (Guinea und Mauretanien) hinzufügen.

Hamburg Deutschland

Rotterdam Niederlande

Antwerpen Belgien

Le Havre Frankreich

Dégrad des Cannes Französisch Guayana

Cayenne Französisch Guayana

Kourou Französisch Guayana

Belém Pará, Brasilien

Itaqui Maranhão, Brasilien

São Luís Maranhão, Brasilien

Fortaleza Ceará, Brasilien

Dakar Senegal

Conakry Guinea

Nouakchott Mauretanien

XReise 29 l MS "Sachsen" XOkt 1993 - Feb 1994 XXXXMS "Sachsen"

Dies war meine letzte Reise auf einem Containerschiff, und sie beinhaltete jede Menge "letzte male." Die letzte Reise ins Mittelmeer, die letzten Passagen durch die Straßen von Gibraltar und Messina. Allerdings gab es auch ein "erstes mal" - eine Eisfahrt im Golf von St. Lawrence am kältesten Tag meiner Seefahrtszeit (-37°C). Die Reise begann mit einer Busfahrt über die Alpen von Berlin nach Genua in Italien. Auf drei Rundreisen transportierten wir Container vom Mittlemeer nach Montreal in Kanada. Die Ladehäfen lagen in der Regel in Italien und Spanien, einmal besuchten wir Frankreich und auf einer Rundreise hatte ich die letzte Gelegenheit, die Türkei und Zypern wiederzusehen. Während eines Aufenthaltes in Neapel besichtigten wir außerdem die antiken Ruinen von Pompeji und konnten einen Blick auf den Vesuv werfen.

Brennerpass Österreich

Genua Italien

Valencia Valenciana, Spanien

Straße von Gibraltar

Bilbao Baskenland, Spanien

Kanadischer Eisbrecher Sankt-Lorenz-Golf

Montreal Quebec, Kanada

Larnaca Zypern

Mersin Türkei

Straße von Messina Italien

Neapel Italien

Vesuv & Pompeji Italien

Livorno Italien

Fos-sur-Mer Frankreich

Salerno Italien

XXXXXXReise 30 XXXXXXXMS "Aschberg" XXXXXXXXAugust - September 1994 Die nächste Reise war wieder ganz anders. Sie dauerte nur 30 Tage, aber in dieser Zeit liefen wir 25 Häfen an. Genaugenommen ware es fünf Häfen fünf mal - wir absolvierten fünf Rundreisen zwischen Kopenhagen und Arhus in Dänemark, Oslo in Norwegen und Helsinki und Kotka in Finnland. Auf einem Ro-Ro-Schiff ticken die Uhren halt etwas schneller. Mit den ständigen Passagen von Sund, Belt, Oslofjord und den 50.000 Inseln des finnischen Schärenmeers bot die Reise außerdem auch noch allerhand nautische Herausforderungen.

MS "Aschberg"

Århus Dänemark

Oslofjord Norwegen

Oslo Norwegen

Sund Dänemark / Schweden

Kopenhagen Dänemark

Helsinki Finnland

Schärenmeer Finnland

Kotka Finnland

Großer Belt Dänemark

XXReise 31 XMS "Pritzwalk" XNov 1994 - Apr 1995 Die allerletzte Reise war fast eine komplette Kopie der allerersten: Von Westeuropa ins Karibische Meer. Auf zwei Rundreisen hatte ich Gelegen-heit, Tampico wiederzusehen, lernte außerdem Veracruz in Mexiko und La Guaira in Venezuela kennen und konnte mich von Puerto Rico verabschieden.

Die zweite Rundreise endete in der Werft im holländischen Rozenburg. Hier verließ ich am 10. April 1995 mein letztes Schiff - zwanzig Jahre, drei Monate und eine Woche, nachdem ich 1975 das erste mal Schiffsplanken betreten hatte.

M/V Pritzwalk

Hamburg Deutschland

Rotterdam Niederlande

Antwerpen Belgien

Rio Haina Dominikanische Republik

Tampico Mexiko

Veracruz Mexiko

La Guaira Venezuela

San Juan Puerto Rico

Rozenburg Niederlande

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